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Marx gegen Mythen #2 Wert, Preis, Gebrauchswert – Warum Marx keine Rechnungsformel, sondern ein Sprengsatz ist Wer über Kapitalismus reden will,
Wer über Kapitalismus reden will, muss mit drei Begriffen aufräumen: Wert, Preis und Gebrauchswert. Klingt harmlos, ist aber hochexplosiv. Denn diese drei Begriffe – sauber unterschieden und materialistisch verstanden – zerstören die Illusion des „freien Markts“ gründlicher als jede Empörung über Managergehälter.
Fangen wir an: Der Gebrauchswert ist das, was man mit einer Sache machen kann. Ein Brot stillt den Hunger, ein Hammer schlägt Nägel ein. Aber: Gebrauchswert ist keine ökonomische Kategorie im engeren Sinn. Er ist die materielle Voraussetzung dafür, dass etwas überhaupt als Ware auftritt – aber nicht mehr.
Gebrauchswerte gibt’s auch außerhalb des Markts: in der Subsistenzwirtschaft, in der Familie, in der solidarischen Ökonomie. Der Kapitalismus interessiert sich für Gebrauchswerte nur, wenn sie sich verkaufen lassen.
Der Wert im Marxschen Sinn entsteht durch menschliche Arbeit – genauer: gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. Es geht nicht um individuelle Mühe oder Aufwand, sondern um den durchschnittlichen Zeitaufwand unter gegebenen technischen Bedingungen, der nötig ist, um etwas herzustellen.
Und hier wird’s heiß: Der Wert steckt nicht in den Dingen, sondern im Verhältnis der Arbeit zu den gesellschaftlichen Bedingungen. Der Markt erscheint als Sphäre des Tauschs – aber der Wert drückt ein Klassenverhältnis aus: zwischen denen, die arbeiten, und denen, die über die Produktionsmittel verfügen.
Der Preis ist der in Geld ausgedrückte Wert – mit einem entscheidenden Zusatz: Er muss nicht dem Wert entsprechen. Angebot und Nachfrage sorgen dafür, dass Preise schwanken – mal über, mal unter dem Wert. Aber diese Schwankungen sind sekundär. Der Wert bleibt die Grundlage, der Preis seine bewegte Oberfläche.
Wer sagt, der Preis bestimme den Wert, stellt die Sache auf den Kopf. Marx wäre nicht Marx, wenn er so eine Tausch-Zauberei gelten ließe.
<4>Der bürgerliche Trick: Alles vermischen
Im bürgerlichen Denken werden Gebrauchswert, Wert und Preis vermischt oder vertauscht. Da ist plötzlich jedes Produkt „so viel wert, wie jemand bereit ist zu zahlen“. Das klingt marktwirtschaftlich – ist aber purer Idealismus. Es ersetzt gesellschaftliche Arbeit durch subjektive Einschätzungen. Der Kapitalismus wird zur großen Meinungsumfrage.
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h4>Warum das Sprengkraft hat4>
Wer Marx wirklich versteht, weiß: Seine Analyse ist keine Wirtschaftstheorie, sondern eine Kritik der politischen Ökonomie. Sie zeigt, wie gesellschaftliche Arbeit zur Ware wird – und wie dabei Menschen zu Anhängseln von Dingen degradiert werden. Der Fetischcharakter der Ware ist nicht Folklore – er ist Ideologie in Reinform.
Und darum ist es gefährlich, Marx auf eine Rechenformel zu reduzieren. Wer glaubt, man könne „ein bisschen Marx“ mit „ein bisschen Markt“ mischen, hat das Dynamit aus dem Kapital entfernt.