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Mehrwert ist Ausbeutung – nicht Genie-Belohnung Immer wieder hört man: Marx sei zwar ein kluger Kopf gewesen, aber heute „nicht mehr ganz
Immer wieder hört man: Marx sei zwar ein kluger Kopf gewesen, aber heute „nicht mehr ganz aktuell“. Gerade sein Begriff des Mehrwerts – angeblich zu starr, zu einseitig, zu „ideologisch“. Der Unternehmer schaffe schließlich auch etwas, er riskiere, er „erfinde“! Manche landen dann bei Schumpeter und behaupten: Mehrwert sei eigentlich der Lohn für Innovationskraft.
Sagen wir’s klipp und klar: Das ist bürgerlicher Idealismus mit akademischer Fassade.
Marx analysierte das Kapitalverhältnis: Der Lohnarbeiter verkauft seine Arbeitskraft, nicht seine ganze Arbeit. Die Differenz zwischen dem, was er schafft (Wert des Produkts), und dem, was er bekommt (Lohn), nennt sich Mehrwert. Der wird vom Kapitalisten einbehalten – und daraus entsteht sein Profit. Das ist keine Meinung, sondern materielle Realität in jeder kapitalistischen Produktion.
Der Wert der Arbeitskraft bemisst sich an den gesellschaftlich notwendigen Mitteln zu ihrer Reproduktion – also Ernährung, Miete, Kleidung, Bildung, Gesundheit. Wer das als „willkürlich“ bezeichnet, kennt entweder die Grundbegriffe nicht oder will sie nicht kennen.
Was ist mit dem Unternehmer, der „erfindet“? Ganz einfach: Wenn er produktiv tätig ist, ist er in diesem Moment selbst Arbeiter – nicht Kapitalist. Denn Kapital ist kein Mensch, sondern ein Verhältnis. Nur wer sich fremde Arbeit aneignet, ist Kapitalist im ökonomischen Sinne. Die Idee, der Unternehmer habe „sich seinen Gewinn verdient“, weil er kreativ war, ist nichts als moralischer Kitsch – der strukturelle Zugriff auf fremde Arbeit bleibt.
Schumpeter versucht, den Kapitalismus über „Innovation“ zu retten. Seine Gleichgewichtsmodelle sind rein hypothetisch – sie beschreiben nicht die Realität, sondern wie sich Kapitalismus in der bürgerlichen Phantasie gerne darstellt: als fairer Wettbewerb. In der echten Welt dominieren Monopole, Patente, Finanzkapital – und ein staatlich abgesicherter Zugriff auf globale Ressourcen.
Das Herz des Kapitalismus ist nicht Innovation, sondern Aneignung. Es geht nicht darum, ob jemand „etwas leistet“ – sondern darum, wie viel Arbeit ihm gehört, ohne dass er sie selbst verrichtet. Genau das ist Mehrwert. Und genau deshalb bleibt Marx’ Analyse nicht nur richtig – sondern brandaktuell.