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Wenn heute einer „Planwirtschaft“ sagt, schreien die bürgerlichen Sesselfurzer sofort „Scheitern!“. Sie meinen damit nicht das aktuelle
Wenn heute einer „Planwirtschaft“ sagt, schreien die bürgerlichen Sesselfurzer sofort „Scheitern!“. Sie meinen damit nicht das aktuelle Chaos des Marktes, sondern projizieren auf die DDR, was ihr eigenes System täglich produziert: Ineffizienz, Verschwendung, Elend. Dabei war die DDR-Planwirtschaft genau das Gegenteil – ein Versuch, mit klarem Kompass durch den Nebel der Konkurrenzwirtschaft zu steuern.
Natürlich war das kein Spaziergang. Wer eine ganze Wirtschaft plant, muss mehr auf dem Zettel haben als bunte PowerPoint-Folien fürs nächste Aktionärsmeeting. In der DDR wurde nicht einfach ins Blaue produziert – es wurde vorbereitet, abgestimmt, koordiniert. Die zentrale 5-Jahresplanung war nicht irgendein Hirngespinst, sondern der Ausdruck eines kollektiven Willens, Ressourcen sinnvoll zu nutzen. Aber: Kein Plan überlebt den ersten Kontakt mit dem real existierenden Imperialismus.
Denn – hier der erste Gedankenschuss – die DDR war nicht im luftleeren Raum. Rund 30 bis 40 % ihrer Erzeugnisse landeten auf dem kapitalistischen Weltmarkt. Und der Kapitalismus kennt nur eines: Profit oder Tod. Also musste auch der Sozialismus flexibel sein – nicht beliebig, sondern dialektisch anpassungsfähig. Neue Kundenwünsche? Neue Standards? Die DDR reagierte nicht mit Rausschmiss von Belegschaften, sondern mit Plananpassung.
Im RGW? Noch ein Tanz auf dem Drahtseil. Vertragsbrüche, Qualitätsprobleme, Terminchaos – wer glaubt, Solidarität sei automatisch gleich Effizienz, hat nie mit staatlichen Kombinaten verhandelt. Aber statt Jammerlieder zu singen, wurde improvisiert, umgeplant, Lösungen gesucht. Zentral, aber nicht stur.
Und dann waren da noch die Betriebe, die für die sowjetische Rüstung und Raumfahrt arbeiteten – Präzision in Lichtgeschwindigkeit. Da konntest du nicht auf den nächsten Planungszyklus warten. Hochwertige Regeltechnik musste her, sofort. Auch das war DDR-Realität: keine Verzögerung für den Klassenkampf im Orbit.
Dasselbe galt für Rationalisierungsmaßnahmen im Inland. Wenn irgendwo eine Maschine verbessert wurde, hieß das nicht: „Toll, dann sparen wir Löhne.“ Nein – das hieß: Umstrukturierung, Modernisierung, Fortschritt – und zwar jetzt, nicht in fünf Jahren. Es ging nicht um Profitmaximierung, sondern um bessere Bedingungen für alle.
Natürlich war das keine glatte Nummer. Es gab Reibung, Umwege, auch Fehler. Aber Fehler aus der Umsetzung eines gesellschaftlichen Plans sind etwas anderes als das systemische Versagen einer Marktwirtschaft, die sogar dann noch hungert, wenn Supermärkte voll sind.
Die DDR hat geplant – gegen alle Widerstände, gegen das Weltmarktdiktat, gegen den Kalten Krieg. Sie hat Fehler gemacht, aber sie hat gewollt. Und das ist mehr, als man von einer Wirtschaft sagen kann, deren einziger Plan „mehr für die Reichen“ heißt.