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Marx gegen Mythen #8 Was Kapitalismus nicht ist – Warum Konkurrenz, Markt und Geld noch kein Kapitalismus machen? Frage in die Runde: Was ist
Was Kapitalismus nicht ist – Warum Konkurrenz, Markt und Geld noch kein Kapitalismus machen?
Frage in die Runde: Was ist Kapitalismus? Du bekommst meist Antworten wie: „Marktwirtschaft“, „Geldwirtschaft“, „Konkurrenzsystem“. Klingt alles plausibel – ist aber falsch. Denn all das gab’s vor dem Kapitalismus, und manches wird’s auch nach ihm noch geben. Kapitalismus ist was anderes: die systematische Verwertung von Kapital durch Ausbeutung von Lohnarbeit.
Märkte gab’s schon vor dem Kapitalismus
Ob Antike, Mittelalter oder frühe Neuzeit – überall wurde getauscht, verkauft, gekauft. Es gab Händler, Münzen, Preise, Wettbewerb. Und doch: Kein Kapitalismus. Denn das Entscheidende fehlt: Die Trennung der Produzent*innen von den Produktionsmitteln – und die systematische Verwandlung der Arbeit in Ware.
Im Kapitalismus ist nicht der Markt das Besondere, sondern was auf dem Markt verkauft wird: die Arbeitskraft selbst.
Konkurrenz ist kein Kapitalismus-Monopol
Auch in vorbürgerlichen Gesellschaften gab es Konkurrenz – zwischen Zünften, Feudalherren, sogar zwischen Dorfbäckern. Aber im Kapitalismus wird die Konkurrenz zur Maschinerie der Akkumulation: Wer nicht effizienter ist, fliegt. Wer nicht rationalisiert, geht unter. Konkurrenz wird zur Durchsetzungsform des Wertgesetzes – und zur Peitsche für Lohnsenkung, Rationalisierung, Standortdruck.
Geld regiert nicht – Kapital tut es
Geld gibt es in vielen Gesellschaften. Es kann Tauschmittel, Schatzmittel, Steuergrundlage sein. Aber erst im Kapitalismus wird es zur sich selbst verwertenden Macht: G → W → G’. Geld wird eingesetzt, um mehr Geld zu machen – durch den Kauf von Arbeitskraft und Produktionsmitteln. Erst so wird Geld zu Kapital.
Wer das vergisst, landet bei dieser pseudokritischen „Geld regiert die Welt“-Esoterik. Aber das Geld regiert gar nichts – das Kapital tut es.
Kapitalismus ist ein Verhältnis – nicht eine Oberfläche
Man kann einen kapitalistischen Staat haben mit wenig Konkurrenz (Monopole, Subventionen). Man kann Planungsmethoden haben (wie Konzerne sie intern verwenden). Man kann Märkte haben ohne Kapitalismus (z.B. zwischen sozialistischen Betrieben). Entscheidend ist allein: Wer besitzt? Wer arbeitet? Wer eignet sich Mehrwert an?
Fazit: Kapitalismus ist nicht einfach „Markt“ oder „Konkurrenz“, sondern eine Gesellschaftsordnung, in der der Lebensprozess der Menschen unter das Diktat der Kapitalverwertung gezwungen wird. Und das heißt: Alles wird Ware. Alles wird Mittel. Und der Mensch? Der steht im Weg – oder muss funktionieren.