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Marx gegen Mythen #7 Warum Lohnarbeit keine Gerechtigkeit schafft – sondern Abhängigkeit? „Wer arbeitet, soll auch essen.“ Klar. Aber was
Warum Lohnarbeit keine Gerechtigkeit schafft – sondern Abhängigkeit?
„Wer arbeitet, soll auch essen.“ Klar. Aber was heißt eigentlich „Arbeit“ im Kapitalismus? Und warum ist Lohnarbeit nicht das Gegenteil von Ausbeutung – sondern ihre Voraussetzung? Wer glaubt, Lohnarbeit sei ein Fortschritt, hat das Spiel nicht verstanden. Oder spielt mit falschen Karten.
Lohnarbeit klingt fair – ist aber Raub mit Vertrag
Im Kapitalismus verkaufen Menschen nicht ihre Arbeit, sondern ihre Arbeitskraft – also ihre Fähigkeit zu arbeiten, für einen bestimmten Zeitraum. Der Lohn, den sie dafür bekommen, ist nicht der volle Wert, den sie schaffen, sondern nur der Preis für ihre Reproduktion: Essen, Wohnung, Kleidung, Gesundheit, ein bisschen Kultur. Was darüber hinausgeht – der Mehrwert – bleibt beim Kapitalisten.
Und das ist kein Unfall. Das ist der Deal: legal, normalisiert, täglich millionenfach.
Frei und gleich – aber ohne Produktionsmittel
Die Lohnarbeit basiert auf einer paradoxen Freiheit: Der Arbeiter ist frei, seine Arbeitskraft zu verkaufen – aber gezwungen, es zu tun, weil er nichts besitzt außer dieser Arbeitskraft. Diese Freiheit ist wie die Freiheit eines Verdurstenden, zwischen Brunnen und Flasche zu wählen – wenn beides dem Kapital gehört.
Das ist keine individuelle Tragik, sondern strukturelle Gewalt.
Warum Lohnarbeit nicht „gerecht“ ist
Der Lohn ist kein Maß für „Leistung“. Er ist das, was der Markt für Arbeitskraft hergibt. Das kann steigen oder sinken – je nach Arbeitsmarkt, Konjunktur, Tarifkampf. Aber niemals bekommt der Lohnabhängige den vollen Wert seiner Arbeit zurück. Immer bleibt ein Teil beim Besitzer der Produktionsmittel – das ist der Mehrwert, das ist der Profit, das ist der Sinn der ganzen Veranstaltung.
Gerecht? Nur in der Welt der Betriebswirte.
Abhängigkeit, nicht Autonomie
Lohnarbeit ist keine autonome Tätigkeit. Der Arbeiter entscheidet nicht, was, wie, wozu und für wen produziert wird. Er ist Funktionsträger im fremden Prozess. Er kann gefeuert, ersetzt, umgeschult oder outgesourct werden – je nach Verwertungslogik. Die kapitalistische Freiheit endet am Werkstor. Oder am Terminal.
Fazit: Lohnarbeit ist keine Lösung – sie ist die Form, in der Ausbeutung heute funktioniert. Wer sie als natürlich, ewig oder „gerecht“ bezeichnet, verteidigt das Recht des Kapitals auf die Zeit und Kraft anderer Menschen.