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– Versuch, Fortschritt, Verrat Einleitung Die DDR war der ernsthafteste Versuch, auf deutschem Boden eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen
Einleitung
Die DDR war der ernsthafteste Versuch, auf deutschem Boden eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen – unter Bedingungen permanenter Feindseligkeit. Doch dieser Versuch endete 1989 in einer historischen Niederlage. Die Frage ist nicht nur, warum das geschah, sondern auch: wann die Niederlage ihren Anfang nahm. Und da landen wir zwangsläufig beim Jahr 1956 – beim XX. Parteitag der KPdSU und der berüchtigten „Geheimrede“ Chruschtschows.
1. Die ökonomische Bilanz bis Mitte der 50er
Die DDR begann unter denkbar schlechten Voraussetzungen: zerstörte Infrastruktur, Reparationsleistungen, Fachkräftemangel durch Abwanderung. Und doch: Bereits bis 1955 hatte sie es geschafft, den Lebensstandard deutlich zu heben, die Industrieproduktion massiv zu steigern und eine eigenständige volkswirtschaftliche Struktur aufzubauen.
Zentrale Erfolge: •Industrialisierung auf breiter Front •Aufbau eines umfassenden Sozialversicherungssystems •Einführung der zentralen staatlichen Planung mit dem Ziel der Bedürfnisbefriedigung statt Profitmaximierung
2. Die Wende von 1956 – Chruschtschow und die ideologische Sabotage
Was mit Chruschtschows Rede geschah, war keine bloße Abrechnung mit Stalin. Es war ein Bruch mit dem Marxismus-Leninismus – getarnt als „Entstalinisierung“. Kurt Gossweiler hat glasklar gezeigt: Die sogenannte „Geheimrede“ diente nicht der Wahrheit, sondern der strategischen Umstellung der Sowjetunion auf eine Linie des faulen Kompromisses mit dem Imperialismus.
Für die DDR bedeutete das: •ideologischer Rückzug auf „nationale Besonderheiten“ •Aufweichung des Klassenstandpunkts in Theorie und Praxis •langsame Rehabilitierung bürgerlicher Denk- und Lebensweisen innerhalb der SED
3. Der schleichende Weg in den Revisionismus
Nach 1956 setzte sich ein schleichender Reformkurs durch. Der Sozialismus wurde immer mehr zur Verwaltungsform, nicht mehr zur Bewegung. Die Wirtschaftsreformen der 60er Jahre (NÖSPL) führten zu einer partiellen Rückkehr von Marktmechanismen – mit dem Ergebnis von Entpolitisierung, Ungleichheit und wachsenden bürokratischen Apparaten.
Die Parteiführung unter Honecker versuchte ab den 70ern gegenzusteuern, aber ohne Bruch mit den Grundlagen des Revisionismus – also ohne Rückkehr zu einem kämpferischen, planwirtschaftlich geführten Sozialismus. Der technokratische Kurs wurde beibehalten, der ideologische Apparat entkernt.
4. Keine Niederlage durch „Systemfehler“ – sondern durch Abkehr vom System
Die DDR scheiterte nicht am Plan, sondern an seiner Aufweichung. Sie scheiterte nicht an der Ideologie, sondern am Verrat an ihr. Als 1989 die Konterrevolution über den Osten hinwegfegte, war die DDR ideologisch und ökonomisch bereits ausgehöhlt – nicht durch „Sachzwänge“, sondern durch 30 Jahre schleichende Kapitulation vor dem westlichen Druck.
Gossweiler bringt es auf den Punkt: Der Sieg der Konterrevolution war die Folge einer ideologischen Demobilisierung der eigenen Kader – nicht die Folge eines überlegenen Kapitalismus.
Fazit
Wer die DDR auf „Mauer und Stasi“ reduziert, will nicht analysieren, sondern aburteilen. Wer ihr Scheitern auf „Planwirtschaft“ oder „fehlende Demokratie“ schiebt, hat nichts verstanden. Es war nicht der Sozialismus, der versagte – sondern seine Preisgabe, seine Verfälschung und letztlich seine administrative Entleerung.