Stalin und die Talkshow-Kasper
Stalin und die Talkshow-Kasper Es gibt Wörter, die wirken wie ein Stromschlag im deutschen Fernsehstudio. „Stalin“ ist so eins. Kaum
Stalin und die Talkshow-Kasper
Es gibt Wörter, die wirken wie ein Stromschlag im deutschen Fernsehstudio. „Stalin“ ist so eins. Kaum ausgesprochen, und schon fangen Lanz & Co. an, nervös am Wasserglas zu nuckeln. Die immer gleichen Vokabeln purzeln raus: „Massenmörder!“, „Gulag!“, „Holodomor!“. Fertig ist die Betroffenheits-Choreografie.
Man könnte fast meinen, es gibt einen geheimen Teleprompter für bürgerliche Moderatoren: Taste F1 = Stalinbashing.
Aber was steckt dahinter? Einfache Sache: Wer Stalin zum ultimativen Bösewicht erklärt, hat gleich den ganzen Sozialismus diskreditiert. Cleverer Trick – so muss man nie über steigende Mieten, Armut trotz Arbeit oder den dritten Ukraine-Kredit für Rheinmetall reden.
Und die Methode zieht bis heute: Früher Stalin, heute Putin – Hauptsache, die NATO-Talkshows haben ihr Feindbild fürs Abendprogramm. Mal wieder „russische Gefahr“ an die Wand malen, schon jubelt das Publikum. Die Propaganda bleibt die gleiche, nur die Gesichter wechseln.
Dabei lohnt ein nüchterner Blick in die Geschichte: •Moskauer Prozesse: Laut westlichen Historikern „Schauprozesse“. Laut Protokollen  : Angeklagte, die sich offen zu Spionage und Sabotage bekennen. Klingt eher nach Verrat als nach Theater. •Kollektivierung: Kein „ukrainischer Holocaust“, sondern der Versuch, Millionen Bauern aus dem Mittelalter in die Moderne zu holen . Heute nennt man das „Strukturwandel“ – nur dass die EU dafür Hochglanz-Broschüren druckt. •Krieg gegen Hitler: Ohne Stalins Führung hätte die Wehrmacht Europa weiter überrollt . Aber davon redet Lanz selten, wenn er mal wieder Panzerlieferungen bejubelt.
Natürlich: Stalin war kein netter Opa. Aber im Gegensatz zu unseren „wertebasierten“ Politikern stand er nicht im Dienst von Banken und Konzernen, sondern führte den Kampf gegen Faschismus und imperialistische Übermacht.
Und genau das macht ihn bis heute zum Alptraum der herrschenden Klasse. Denn wer Stalin verteidigt, verteidigt die Idee: Es gibt eine Alternative.
Also, wenn das nächste Mal wieder ein Talkshow-Kasper ins Mikro schreit „Aber Stalin!“, einfach lächeln und denken: „Genau – und heute ruft ihr ‚Putin!‘ aus demselben Grund.“